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Warum ein Kind Pfadfinder werden sollte

Möchten Verantwortliche der Pfadfinder Werbung für ihre Sache machen, wird in der Regel das pädagogische Konzept hinter dieser Form der Arbeit mit und für Kinder und Jugendliche erklärt. Es gibt Ausführungen zum Aufbau eines Pfadfinderstammes, zum Verband und oft auch noch Informationen zur Geschichte der Pfadfinder (in Deutschland – die ist etwas besonders). Das haben andere schon liebevoll und gut verständlich getan. Ich möchte daher erstmal auf die Website unsers Verbandes, des PEC, verweisen und Werbung machen, dessen neuen Internetauftritt zu würdigen:  https://pfadfinder.ec.de/

Undulatorwolken über Lichtenrade – Wetterprognosen anhand von Wolkenerscheinungen gehören zum Fortgeschrittenenwissen

Ich möchte an dieser Stelle stattdessen den Weg gehen, anhand einiger Begebenheiten unseres Stammlebens zu verdeutlichen, was es heißt bei den Pfadfindern zu sein.

Wanderung von Zossen nach Wünsdorf-Waldstadt, 13 km

Als Pfadfinder machen wir Tagesausflüge und wandern in der Wildnis Brandenburgs. Das erwartet wohl auch jeder von uns. Interessanter wird es jedoch, wenn die ausgebauten Wanderrouten verlassen werden, einen das Schilf zu allen Seiten überragt und der Pfad erstmal wieder gefunden werden will. Wir trauten uns 13 km durch unterschiedlichstes Gelände zu, verfolgt aber nie erreicht von Regenwolken, mit leichtem Gepäck, guter Laune und fast ohne uns zu verlaufen. Wer ohne das nicht leben kann, sollte Pfadfinder werden.

Butterbrote schmieren mit selbst geschnitzten Messern

Pfadfinder schnitzen. Nicht allen Eltern ist die Vorstellung behaglich, dass dem eigenen Kind ein scharfes Messer in die Hand gegeben wird. Und Pflaster verteilen wir öfter – schlimmer wird es aber nicht. Allen Kindern leuchtet es ein, dass es Regeln braucht, wenn wir als Gruppe den Hasel- oder Lindenhölzern eine neue Form geben wollen. Die Messerregeln gehören zu den ersten Regeln, die die Kinder bei uns lernen. Wer sie kann und auch praktisch den bedachten Umgang mit dem Messer unter Beweis gestellt hat, legt die Schnitzprüfung ab und darf ab diesem Tag auch sein eigenes Schnitzmesser mitbringen.

vorher/nachher

Lernen tun wir hier alle – insbesondere auch die Leiter. So mussten wir leidvoll mitansehen, wie schnell unsere (günstigen) Messer aus Kohlenstoffstahl Rost ansetzten. Aber wir lernten auch, wie wir sie wieder in Schuss bringen. Wie wird man eigentlich Pfadfinderleiter? Als Kind und Jugendlicher durchläuft man die Pfadfinderlaufbahn – die Kompetenzstufen vom Wölfling bis zum Rover. Stehen am Anfang die praktischen Fähigkeiten im Fordergrund, so wächst man mit zunehmendem Alter schrittweise in Leitungsverantwortung hinein. Eine Charakterschule, die für das Leben prägt. Kreuzt dein Lebensweg erst als Erwachsener den Pfadfinderpfad, kannst du dich als Quereinsteiger in der Leitung einer Sippe (= kleine Gruppe in einem Stamm) engagieren und langsam, so wie wir Leiter bei den Lichtenrader Salamandern alle, in diese Arbeit hineinwachsen.

Quereinsteigerschulung unserer Verbandes, des PEC in Hessen

Die Ü18-Quereinsteigerschulungen unseres Verbandes sind unserer Einschätzung nach von hoher Qualität, gut bezahlbar, im Zentrum Deutschlands noch gut erreichbar und eine gute Einstiegshilfe für alle Spätberufenen.

Die Jungpfadfinder haben im Gemeindeschuppen verschiedene Werkzeughalter installiert

Ist die Messerprüfung gemeistert und wird der Umgang mit dem kleinen Gehölz zur Routine, arbeiten wir auf die Werkzeugprüfung hin. Es soll gelernt werden auch mit Beil und Säge verantwortungsvoll und sicher umzugehen. Diese Fähigkeiten sind die Voraussetzung für die Feuerprüfung.

Gemeinsam machen wir regelmäßig unsere Lagerfeuer. Oft kochen wir dann mit dem großen Hordentopf einen Eintopf oder ein Chili für den ganzen Stamm. Zum Bewältigen der Feuerprüfung gehört aber dazu, dass man sich seinen Zunder und Anmachholz selbst organisiert (daher kommt zuvor die Werkzeugprüfung), für die Feuersicherheit sorgt und das Feuer mit einfachen Mitteln entzündet.

Aufbau einer Lokomotive

Zu den Besonderheiten der deutschen Pfadfinder gehört die sogenannte Schwarzware – damit ist der schwarze Baumwollstoff unserer Zelte gemeint. Pfadfinderzelte bestehen aus mehreren Stoffbahnen, die auf unterschiedliche Weise zusammengeknüpft werden können. So lassen sich damit gigantische Jurtenburgen errichten oder wie im Bild, eine Lokomotive – ein Zweipersonenzelt aus zwei Kohtenbahnen. Über unsere Übernachtung in Schwarzzelten hatte ich in diesem Blog zuvor bereits berichtet.

welchem Team gelingt der Wassertransport mit den geringsten Verlusten

Und na klar, wir spielen auch. Ob zum aufwärmen, zum auflockern, zum abkühlen oder einfach Energie rauslassen – Kinder möchten auch toben können. Manche Spiele sind pädagogisch sehr wertvoll. Einige sollen das Kennenlernen vereinfachen, einige das gegenseitige Vertrauen stärken, manche das taktische Planen einüben, einige das Schleichen trainieren und wieder welche überschüssige Energien ablassen, bevor ein inhaltlich ruhigerer Teil folgt.

Die Pfadfinderei ist nicht für jedes Kind ideal. Das sollte man nicht erwarten. Einige fühlen sich z.B. in der klassischen Jungschararbeit wohler. Wir haben zwar eine Andacht zu Beginn und Gebet zum Essen und zum Abschied, es ist dennoch anders. Darum empfehlen wir neuen Kindern immer, dreimal zur Probe zu den Stammtreffen zu kommen und sich dann zu entscheiden. Dann sollte man aber auch zuverlässig dabeisein, damit in den Sippen ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen kann.

Warum sollte nun ein Kind Pfadfinder werden?
Weil wir Dinge dürfen, die wir zu Hause nicht dürfen? – Ja!
Weil wir geistliche Themen mit praktischen Erfahrungen verbinden? – Ja!
Weil die digitale Welt so manchen jungen Menschen von sich selbst entfremdet und einen den Kontakt mit der Natur wieder erdet? – Ja!
Weil wir lernen hilfsbereit zu sein und die Natur wertzuschätzen? – Ja!
Weil …. na ihr habt es schon verstanden. Pfadfinder sind halt einfach cool!